Startseite
Buch "Warum sie oben bleiben"
Fragen + Antworten (FAQ)
Einzelthemen

 • Das wirklich Neue am A380
 • Beruf Pilotin - Der Traum...
      • Traum vom Fliegen
      • Die Zeit vergeht
      • 2 ½ Monate vergingen
      • Ausbildung in Phoenix
      • Im deutschen Luftraum
      • Officer auf Airbus 320
 • Wussten Sie schon...
 • PAD, Umwelt und ... Kühe
 • Kourou - Start einer Ariane 5
 • Flugangst
 • Ein Jumbo hat Geburtstag
 • Ein Fehler, nach dem Sie...
 • Für den Rätselfreund
 • Die Gripsfrage
 • Ich dachte Sie sind abgeschafft
 • Jumbo ins Museum
 • Concorde ins Museum
 • Tausendfach daneben
 • Die Macht der Klotür
 • Boeing 767-400
 • Archiv
Flugunfälle – Techn. Hintergrund
Autor als Gastredner
Pressestimmen
Rezensionen
Links
Kontakt
Nebenschauplatz Brot
Datenschutz
Impressum

 

 

Bericht 6:
... und nun First Officer auf Airbus 320
Fliegen auf der Linie
Zur Übersicht

Einige Zeit ist vergangen und es hat sich vieles getan. Die Wartezeit auf einen Arbeitsplatz in einem Lufthansa Cockpit dauerte für mich bis Juli 2005. Ich nutze diese Zeit und flog als Flugbegleiterin auf der Lufthansa Langstrecke (B747 und A340). So lernte ich viele Städte in Kanada, in den USA, in Südamerika und Afrika kennen. Dank dieser Wartezeit bekam ich einen Einblick in die Arbeitsabläufe in der Kabine, lernte das Crewleben der Langstrecke kennen und flog (wenn auch nicht selbst) durch die Welt. Eine super Zeit!

Im August 2005 ging es dann mit dem Type Rating (=Typenschulung) los. Das Simulatortraining für den Airbus 320 fand in Frankfurt/Main statt. Fast 3 Monate saß ich mit meinem Mitstreiter (ebenfalls angehender Copilot) und einem Ausbildungskapitän bzw. -copiloten nahezu 4-5 Tage pro Woche in einem Airbus Full-Flight-Simulator. Anfangs übten wir Platzrunden und verschiedene Anflugverfahren, danach stand die „abnormal phase“ auf dem Programm: Hier trainierten wir Verfahren, die bei Ausfall bestimmter Systeme angewendet werden müssen, um den Flug zum nächstgelegenen Flughafen fortsetzen zu können. Im Anschluss an das Simulatortraining folgte der Cross Check, der immer mit einem Kapitän geflogen wird. Der Checker (=Kapitän mit Prüflizenz) saß hinter uns und „bediente“ den Simulator, danach beurteilte er die Simulatoreinheit. Nach dem Bestehen des Cross Checks folgte der Arbeitsvertrag mit der Lufthansa.

Eine Woche später stand das Landetraining auf dem Programm: Mit einem Airbus 320 ging es nach Rostock-Laage, um dort Platzrunden zu fliegen. Wegen schlechten Wetters flogen wir teils in Rostock, teils am Flughafen Schwerin die Anflüge. Dies war nun für uns 8 angehende Copiloten das erste Mal, dass wir „draußen“ fliegen durften. Ein tolles Gefühl, wenn man mit einem Ausbildungskapitän neben sich zum ersten Mal ein ca. 70 Tonnen schweres Flugzeug startet und kurz danach auch wieder landet. Jeder durfte nun 15-20 Platzrunden fliegen, um u.a. ein Gefühl für den Flieger zu bekommen. Und auch wenn die ein oder andere Landung noch etwas hart oder etwas rechts von der Centerline war, es hat uns allen eine Menge Spaß gemacht!

Zurück vom Landetraining begann kurze Zeit später der letzte Ausbildungsabschnitt: Das Linientraining. Anfangs saß ein zusätzlicher Copilot mit im Cockpit, um dem angehenden Copiloten mit Tipps und Tricks zur Seite zu stehen. Zudem würde er im Falle des Ausfalls des Ausbildungskapitäns das Flugzeug landen. Begleitet wurde jeder Umlauf von der Themenliste, anhand der verschiedene Themen, die zuvor von dem Second Officer (also dem angehenden Copiloten) vorbereitet wurden, mit dem Ausbildungskapitän besprochen wurden. War der Kapitän mit der Arbeitsweise des Second Officers zufrieden und traute er diesem zu, das Flugzeug auch ohne ihn (d.h. im Falle seines „Ausfalls“) sicher zu landen, so wurde man „ready“ für die nächste Phase geschrieben. So fiel der zusätzliche Copilot nach wenigen Wochen weg. Abgeschlossen wurde das Linientraining mit dem Final Check. Dieser fand bei mir Ende Februar diesen Jahres statt. Nach einem 4-tägigem Umlauf teilte mir mein Checker das erfolgreiche Bestehen mit.

Seitdem bin ich nun First Officer (also Copilot) auf der Airbus 320 familiy und fliege mit einem Kapitän und der Kabinenbesatzung quer durch Europa. Je nach Flugzeugtyp variiert die Anzahl der Fluggäste: 130 auf dem A319, 150 auf dem A320 und 180 Passagiere auf dem A321.

Oftmals bin ich 5 Tage unterwegs, manchmal aber auch nur 3 bzw. 4 Tage, bevor ich wieder ein paar freie Tage zuhause verbringe. Leider ist es alles andere als einfach, private Kontakte zu halten, da ein Pilot nicht jeden Abend bzw. an den Wochenenden zuhause ist. Meiner Meinung nach lässt sich aber auch dies koordinieren.

Insgesamt kann ich jedem, der sich für diesen verantwortungsvollen Beruf interessiert, nur bestärken sich zu bewerben. Es ist ein toller Beruf mit viel Abwechslung und guten Karrieremöglichkeiten.

Und selbst wenn mir das teilweise sehr frühe Aufstehen manchmal schwer fällt, so wird dies immer wieder mit tollen Ausblicken aus dem Cockpit belohnt.


Nicola Thiele, Okt. 2006

Zur Übersicht

 

  Jetzt bestellen!  |  Mehr über das Buch
Seitenanfang